Steine gegen das Vergessen

Stolpersteine für zwei ehemaligen Philanthropin-Lehrerinnen

Steine gegen das Vergessen

Stolpersteine für zwei ehemaligen Philanthropin-Lehrerinnen

Als Schülerin konnte Anna Adler von ihrem Zuhause in der Gaußstraße 25 zu Fuß ins Philanthropin gehen; der Schulweg von Alice Nachmann war zwar etwas länger, doch auch von der Holzhausenstraße 77 war es ein angenehmer Spaziergang bis in die Hebelstraße. Bei elf Jahren Altersunterschied hatten die beiden Frankfurterinnen in ihrer Kindheit sicher kaum Gemeinsamkeiten. Doch als sie in den 1920er Jahren als Lehrerinnen wieder an ihre alte Schule zurückkehrten, verband sie längst eine enge Freundschaft. Von ihrer Wohnung Auf der Körnerwiese 9 hatte es Anna Adler wiederum nicht weit bis ins Philanthropin. So bot sie ihrer Freundin, der Englisch- und Französisch-Lehrerin Alice Nachmann, an, gemeinsam mit ihrer Mutter Frieda Nachmann zur Untermiete bei ihr einzuziehen. Seit Januar 1938 teilten sich die drei Frauen die Wohnung Auf der Körnerwiese 9.

An unserer Schule sind die Namen der beiden Lehrerinnen gut bekannt: Die Ausstellungstafeln im Gang zur Mensa zeigen Portraits von Alice Nachmann und Anna Adler. Seit dem vergangenen Freitag, dem 20. Mai 2016, ist nun dank der Stolperstein-Initiative (www.stolpersteine-frankfurt.de) auch der letzte Wohnort der 1942 ermordeten Kolleginnen durch drei Stolpersteine im öffentlichen Straßenraum präsent. Ein Frankfurter Ehepaar hat die Recherchen und die Patenschaft für drei gold-glänzende Erinnerungssteine übernommen, die am 20. Mai auf dem Bürgersteig vor dem Wohnhaus Auf der Körnerwiese 9 verlegt wurden. Auch eine anwesende Bewohnerin des Hauses hatte ihre Wohnung vor einiger Zeit gern den Nachfahren ehemaliger Mieter geöffnet. Als Patin der drei Steine las die Stifterin den anwesenden Bürgerinnen und Bürgern vor, was ihre eigene Recherche über Hausdurchsuchung, Haft, Auswanderungshoffnung, Flucht nach Jugoslawien, erneute Inhaftierung und Deportation ergeben hatte. Was sie an Details in Erfahrung bringen konnte, hat sie der Lichtigfeld-Schule als Text zur Verfügung gestellt, die bei der Verlegung der Steine durch eine engagierte Kunst-Kollegin vertreten war.

Die Stolpersteinverlegung Auf der Körnerwiese schloss mit einem würdigen Ritual ab. Die Anwesenden fassten sich an den Händen und bildeten einen Kreis im Gedenken an die drei tapferen Frauen, deren Schul- und Lebenswege so eng mit der Geschichte unserer Schule verbunden sind.