Bereits im letzten Sommer sollte das schöne, neue Schulgebäude fertiggestellt sein und wir freuten uns schon auf die neuen Klassenräume. Doch die Bauarbeiten schritten nicht so schnell voran wie geplant; nun sollten wir uns bis zu den Pessachferien gedulden.
Die Umzugskartons standen ab Februar bereit und die Eifrigen unter uns begannen bereits, die ersten Kartons zu packen. Doch dann kam plötzlich Corona, die Schule wurde Mitte März geschlossen und der Umzug musste noch einmal verschoben werden. Am vorletzten Schultag sollten wir nun endlich in das neue Gebäude einziehen dürfen.
Im Juni durften wir wieder den Unterricht aufnehmen, erst einmal mit halben Klassen, aber in den letzten beiden Wochen waren wir Lehrer und Kinder noch einmal alle in unseren alten Klassenräumen vereint. So richtig gemütlich war es aber nicht mehr, überall standen Umzugskartons herum, die Spielecken in der Eingangsstufe konnten nicht mehr betreten werden, auch hier stapelten sich von Tag zu Tag mehr Kartons. Immer eifriger packten wir Lehrkräfte eine Kiste nach der anderen – wir hatten anfangs gar keine Vorstellung davon, wie viel Material wir eigentlich doch besaßen. Hier plötzlich noch ein Schrank, der ausgeräumt werden musste, dort noch Bücherregale, dann all die Unterrichtsmaterialien im Lehrerzimmer, die vielen Plakate an den Wänden, alles musste eingepackt werden. Jeder Tisch, jeder Stuhl, jedes Sitzkissen bekam einen Aufkleber mit dem neuen Klassenraum.
So leer war unsere Schule plötzlich – nur nicht im Flur, dort warteten die unzähligen Kartons darauf, am nächsten Morgen in das neue Gebäude gebracht zu werden. Der Unterricht sollte am Umzugstag nicht ausfallen, wie sollte das funktionieren? Als wir morgens in die Eingangsstufe kamen, staunten wir sehr: Die Mitarbeiter des Umzugsunternehmens hatten bereits all unsere Kisten und sogar alle Tische und Stühle nach unten in das Foyer gebracht – unsere Kinder konnten ungehindert in den Klassenraum kommen und wir konnten den Schultag gemeinsam verbringen. Ein bisschen ungewohnt war es allerdings schon: Die Kinder machten Unterricht auf dem Fußboden, aber auch das machte einmal Spaß. So ein Frühstück auf dem Boden war fast wie ein Picknick.
In den Corona-Zeiten haben die Kinder in der Eingangsstufe immer mittags gemeinsam im Klassenraum gegessen, denn die Klassen sollten getrennt bleiben. Das Mittagessen auf dem Fußboden wäre nun schwierig gewesen, deshalb sind wir alle auf den schönen neuen Pausenhof gegangen und haben dort gemütlich draußen gesessen und leckere Falafel mit Pita und Hummus genossen – natürlich auch jetzt wieder alle Klassen schön getrennt.
Wir Lehrkräfte waren dann neugierig und schauten uns am Nachmittag unsere neuen Klassenräume an. Einige legten gleich los und packten die Kisten wenigstens schon einmal aus, teilweise waren es weit über 30 Kisten pro Klassenraum. Nur die Kinder mussten sich noch gedulden und lernten ihre schönen neuen Räume erst nach den Ferien kennen.
Wir Lehrkräfte hatten nun in den Ferien genug Zeit, unser neues Gebäude zu entdecken: Die meisten Klassenräume bieten gerade im Vergleich zur Eingangsstufe so unglaublich viel Raum; plötzlich haben wir sogar noch freien Platz in unseren Schränken. Die wunderschönen großen Fenster lassen Sonnenschein hinein und verlocken zum Herausschauen, eine Lüftungsanlage sorgt endlich für erträgliche Temperaturen an heißen Sommertagen, die wunderbare Bibliothek bietet eine riesige Auswahl an Büchern für jedes Alter und ein ganz besonderer Renner sind unsere neuen Tafeln, die Smartboards.
In der Präsenzwoche – die sechste Ferienwoche, in der wir Lehrkräfte bereits Konferenzen und Besprechungen haben – nahmen wir an einer Fortbildung teil, um mit der Tafel nun auch umgehen zu können. Jetzt üben wir täglich, manchmal läuft es schief, das finden die Kinder sehr komisch und lachen herzhaft. Meistens staunen sie aber, wenn wir Bilder hin- und herschieben, die Arbeitsblätter groß an der Tafel zeigen und dann auch noch auf dem riesigen Bildschirm mit einem Stift schreiben. Mit Begeisterung sind sie dabei, wenn sie selbst Aufgaben an der neuen Tafel lösen dürfen und endlich auch einmal den Stift in die Hand nehmen und Zahlen und Buchstaben schreiben können.
Jetzt sind wir glücklich und zufrieden. Die Kinder lieben den schönen, neuen Klassenraum, sie schauen gerne hin, wenn die Lehrerin und der Lehrer etwas an der neuen Tafel mit den bunten Bildern erklären, sie finden sich schnell zurecht in dem großen Gebäude und haben mit großem Staunen die wunderbare Bibliothek betreten.
Wir Lehrkräfte freuen uns, die Kolleginnen und Kollegen aus der Eingangsstufe bzw. aus der Grundschule besser kennenzulernen. Wir reden miteinander im Lehrerzimmer, wir tauschen unsere Ideen aus, wir unterstützen uns und wir werden ganz gewiss zu einem guten, eben größeren Team zusammenwachsen.