Anlässlich des Feiertags Simchat Thora diskutierten die Oberstufenschüler*innen der Q-Phase über die Bedeutung der Thora in unserem modernen Zeitalter im Zusammenhang mit biologischen, insbesondere gentechnischen Sachverhalten.
In der Thora stehen 613 Mitzwot (Ge- und Verbote), die den Menschen bei Entscheidungen helfen sollen und die uns den richtigen Lebensweg aufzeigen.
Einige dieser Gebote verstehen wir jedoch bis heute nicht. Vielleicht liegt es daran, dass wir Menschen oftmals die langfristigen Folgen unseres Handelns nicht voraussehen können? Warnen uns die Gebote der Thora, indem sie eine uns Menschen unverständliche Kettenreaktion verhindern wollen?
Heute erkennt die ganze Welt, welche Folgen sich aus unserem verschwenderischen Handeln für die Erde und unser Klima ergeben haben. Die Thora fordert Nachhaltigkeit. Der Mensch darf G’ttes Schöpfung nutzen, aber nicht ausnutzen bzw. die uns durch die Schöpfung gegebenen Ressourcen nicht verschwenden (Mitzwa „Bal Taschchit“). Würden wir heute den Klimawandel nicht beklagen, wenn wir uns alle daran gehalten hätten?
Am Projekttag zu den Hohen Feiertagen erfuhren die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe eines mobilen Workshop-Koffers der Paul-Ehrlich-Schule, wie leicht es heute ist, im Klassenraum DNA sichtbar zu machen und wie eine sogenannte „Genschere“ funktioniert: Wir Menschen können das in den DNA-Fäden gespeicherte Erbgut auftrennen, neu kombinieren, wieder zusammenführen und so „G’tt spielen“: Wir können durch das Verändern von Erbmaterial die Schöpfung massiv verändern.
Beim bioanalytischen Workshop machten die Jugendlichen eigenständig DNA sichtbar. Ein Lehrfilm erläuterte den nächsten Schritt, nämlich wie die Genschere funktioniert und für was sie alles eingesetzt werden kann. Krankheiten könnten z. B. geheilt werden. Das und anderes hört sich gut an, aber können wir Menschen langfristige Folgen voraussehen? Würde es vielleicht zu unvorhersehbar schlimmen Folgen kommen, vor denen uns die Thora eventuell warnen möchte? Mit dem Chumasch (Thora-Buch) in der Hand gingen wir dieser Frage nach.
Eine mögliche Antwort gibt z. B. das „Schatnes-Gesetz“ (3. Buch Moses 19,19, 5. Buch Moses 22,11), eines der Gebote, dessen Logik und Nutzen wir noch nicht richtig verstehen: Es fordert uns auf, dass wir zwei verschiedene Fäden, wie Wolle und Leinen, nicht verwenden dürfen, um einen Stoff zu weben. Einige Rabbiner übertragen diese Mitzwa auf die DNA-Fäden und leiten ab, dass man Genmaterial verschiedener Art nicht verknüpfen darf.
Die Jugendlichen diskutierten, sahen viele Vorteile im Handeln der Wissenschaftler und schrieben ihre Meinungen zum Thema auf, nachdem sie die Informationen der Thora und die der Wissenschaftler für sich abgewägt hatten. Es war ein spannender Vormittag, der zeigte, dass bei jedem Handeln von uns Verantwortung gefordert wird und dass die Thora ihre Aktualität nicht verloren hat.