Zu Besuch im Altenzentrum

Jugendlicher Leichtsinn am Mitzwah Day?

Zu Besuch im Altenzentrum

Jugendlicher Leichtsinn am Mitzwah Day?

Ja, aber im positivsten Sinne von „Sorglosigkeit, Unbekümmertheit“. Das war das Thema der 5a und ihrer „Patenklasse“ 8c beim diesjährigen Mitzwah Day. Voller Tatendrang und gut vorbereitet, mit allerlei Aktivitäten und Konversationsideen, besuchten wir das Altenzentrum unserer Gemeinde und freuten uns auf die Bewohnerinnen und Bewohner. Schon am Eingang konnte man die Freude vieler Bewohner über unseren Besuch spüren und sehen. Ein breites Grinsen im Gesicht sagt eben manchmal mehr als tausend Worte.

Ob Newcomer-Spiele wie Pferderennen auf einer Klopapierrolle (etwas Neues für die Seniorinnen und Senioren – und Lehrpersonen) oder Klassiker wie Dame, Mikado, Schach oder Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, jeder konnte hier etwas Neues lernen. Die taktischen Spieltipps eines älteren Herren beim Schach hinterließen besonders bei den Jungs der 8c Eindruck. Gegen ihn zu gewinnen? Keine Chance, aber ein Versuch war es wert. Des Weiteren wurde unseren Seniorinnen und Senioren ein kleines Sportprogramm aus Yoga und Gymnastik (auch im Sitzen) angeboten, sowie Gedankensport mit Tierrätseln, Witzen, Zaubertricks oder dem Quiz „Wer wird Millionär“. Auch an kreativen Angeboten mangelte es nicht – so gab es beispielsweise die Möglichkeit, Lesezeichen zu basteln.

Zwischendurch entstand immer wieder ein reger Austausch zwischen Jung und Alt: draußen wie drinnen, auf Deutsch, Hebräisch und Russisch und zur Not auch auf Papier oder mit Händen und Füßen. Es war schön zu sehen, wie versucht wurde, einen Weg zu finden, um sich zu verständigen. Die Bilanz des Tages: Wir können so viel von unseren Seniorinnen und Senioren lernen. Auch wenn es stellenweise herausfordernd war, kehrte doch fast jeder mit einer positiven Erfahrung und einem positiven Gefühl in die Schule zurück. Wir hoffen, dass unsere Seniorinnen und Senioren ebenfalls eine schöne Zeit mit uns verbracht haben. Bei unserem Abschied wünschte sich jedenfalls bereits so mancher, dass wir schnell wiederkommen.

Aus abschließenden Gesprächen mit den Lernenden ergab sich folgendes Bild: Das jüdische Altersheim verbindet die Menschen auf besondere Weise, was es zu einem Ort macht, an dem sich die älteren Menschen wohl und miteinander verbunden fühlen und damit weniger einsam sind. Das schwere Thema der Vergangenheit kam nicht zur Sprache, denn wir lebten im Hier und Jetzt und genossen einfach nur das Beisammensein. Die älteren Menschen waren teilweise sehr aufgeschlossen und nett – und unsere Schülerinnen und Schüler haben viele Komplimente erhalten. Sie mussten sich jedoch auch in Geduld üben, denn manche Seniorinnen und Senioren hören nicht mehr so gut oder brauchten etwas länger für den nächsten Spielzug. Weiterhin reflektierten die Kinder, dass der Mitzwah Day nicht nach der Schule endet, sondern dass man auch darüber hinaus gute Taten vollbringen sollte – die auch ganz klein sein können, wie z. B. jemandem ein Lächeln zu schenken. Abschließend noch zwei Zitate von zwei Schülern auf die Frage, was sie von diesem Tag mitnehmen: „Man muss die Zeit genießen, die man im Leben hat.“ Und „Es sind die kleinen Dinge, die das Leben besser machen.“ In diesem Sinne: Lasst uns täglich mindestens eine (kleine) Mitzwah machen und dankbar sein für das, was wir haben.

Neben diesem Projekt hatten unsere Lernenden und Lehrpersonen noch diverse andere tolle Ideen. Beispielhaft seien hier genannt: die Pflege rund um die Synagoge der 6a und 6b, Back- und Bastelspaß in der Küche (6d), Geschenke verteilen (7b), ein historischer Spaziergang mit dem Ziel des Gedenkens (8a/b), Unterstützung der Grundschule, Kitas und Krippen unserer Gemeinde (9a), die Synagoge (9b), und der Verkauf des selbstkreierten „Cake-Shake“ durch die E1a, dessen Erlös teils an „Frankfurter Hilfen“ gespendet wird.

 

 

Fotos: IEL