In der großen Lehrküche der I. E. Lichtigfeld-Schule herrschte an diesem trüben Montagmorgen Hochbetrieb: Auf gleich mehreren Haushaltswaagen wurden Mehl, Rohrzucker, Kakao und Haferflocken abgewogen. Einen Arbeitsplatz weiter füllten Schülerinnen und Schüler die Zutaten mit selbstgebastelten Trichtern in bereitstehende Flaschen. Sie achteten dabei nicht nur darauf, dass alles in der richtigen Reihenfolge abgefüllt wurde, sondern dass die verschiedenen Ingredienzien in der Flasche auch hübsche, farbige Streifen bildeten. Denn die fertigen Kuchenmischungen, die hier entstanden – später nur noch Eier, Butter und Milch dazu, anrühren, backen – sollten ja verkauft werden. Und das Auge, na klar, das Auge kauft immer mit!
Um das Thema „Geld“ sollte es gehen, im Lebenskundeunterricht, der an unserer Schule in der E-Phase halbjährlich im Wechsel mit Business-English auf dem Lehrplan steht. Was ist Geld eigentlich? Warum brauchen wir es? Wie können wir anlegen und sparen? Was ist mit Steuern? Und nicht zuletzt: Wie können wir selbst Geld erwirtschaften?
Die Antwort der Klasse E-Phase 1a heißt „Cake Shake“, eine im Unterricht gegründete Schülerfirma für Backmischungen in Flaschen. Von der Geschäftsidee über den Business-Plan, eine (vereinfachte) Buchführung, Einkauf, die Organisation der Produktion, bis hin zu den Konzepten für Werbung, Marketing und Vertrieb – all diese Bausteine der Betriebswirtschaft (BWL) hatte die Klasse für „Cake Shake“ selbstständig in verschiedenen Projektteams entwickelt und damit ihr Produkt zur Marktreife gebracht.
Und auf eigenes Risiko vorfinanziert: „Wirtschaftlicher Fehlschlag“, „Schwarze Null“ oder „Goldene Nase“? – diese Fragen standen vor dem Verkaufsstart am Mitzwah Day durchaus im Raum. Als jedoch die letzten Rezeptaufkleber und die letzten Badges mit dem markanten „Cake Shake“-Logo auf den Flaschen mit Haferkeksmischung und Schokokuchen platziert wurden, waren sich alle sicher: „Wir haben es gut gemacht, das wird was, das klappt bestimmt!“
Es klappte. Bereits nach knapp drei Stunden war „Cake Shake“ ausverkauft, die Investitionskosten waren gedeckt, ein ansehnlicher Überschuss erzielt. Und allerspätestens jetzt war auch klar, dass es mit dem Unternehmen weitergehen sollte, dass die Idee funktioniert und dass die Firma genug Substanz hat, um sich über einen längeren Zeitraum wirtschaftlich zu tragen. Ein Teil des Gewinns wurde daher wie geplant gespendet, der andere reinvestiert – in neue Flaschen, Mehl, Zucker, Kakao und Haferflocken…
Und so standen dann also bereits am Montag darauf während des Lebenskundeunterrichts wieder all die jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der großen Lehrküche der Schule, wogen Zutaten und füllten die gestreiften Backmischungen ab. Der „Cake Shake“-Verkaufsstand wurde diesmal für ein Wochenende auf dem Weihnachtsmarkt in Eppstein aufgebaut und von den Schülerinnen und Schülern in Schichten betreut. Mehr als 100 Flaschen verkaufte die Schülerfirma diesmal an zwei Nachmittagen und auch von diesem Gewinn wurde selbstverständlich wieder ein Großteil gespendet.
Fotos: IEL