Im Zusammenhang mit dem Gedenktag Jom HaSchoah führen die Lehrkräfte für das Fach Deutsch seit einigen (Schul)Jahren am Philanthropin ein interessantes Projekt durch. Es beschäftigt sich in mehreren unterschiedlichen Elementen mit der Zeit des Nationalsozialismus und dem jüdischen Widerstand gegen die Judenverfolgung.
Im Herbst begannen die 8a und 8b im Deutschunterricht mit der Lektüre des (Jugend)Romans „28 Tage lang“. 28 Tage – so lange dauerte der jüdische Aufstand im Warschauer Ghetto, nämlich vom 19. April bis 16. Mai 1943. Autor David Safier hat die schrecklichen Ereignisse genau recherchiert, historisch richtig wiedergegeben und doch so angereichert, dass daraus eine sehr spannende Geschichte entstand, die eine junge Leserschaft anspricht. Hauptperson ist ein 16jähriges jüdisches Mädchen namens Mira, das im Ghetto tagtäglich ums Überleben kämpft, seine gesamte Familie verliert und sich schließlich einer Widerstandsgruppe anschließt. Die Jugendlichen können sich mit der tapferen Protagonistin identifizieren.
Da in der Jahrgangsstufe 8 der Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg noch nicht im Geschichtsunterricht behandelt wurden, haben die Schülerinnen und Schüler Referate und Präsentationen zu verschiedenen Themen dieser Zeit gehalten, mit denen sie sich den historischen Hintergrund zum Buch erarbeiteten.
Das wichtigste Element waren jedoch Interviews mit Überlebenden der Schoah und Zeitzeuginnen und Zeitzeugen der Nazi-Diktatur. Da natürlich so gut wie keine Betroffene und Opfer dieser Zeit mehr am Leben sind, sollten die Kinder Menschen befragen, die jemanden kannten, der diese Zeit erlebt und überlebt hatte, Menschen, möglichst Familienmitglieder, die ihre Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten dazu befragt und deren Geschichten zugehört hatten.
Fast alle Schülerinnen und Schüler beider 8. Klassen waren mit Feuereifer bei der Sache. Aus ihren Interviews formulierten sie Aufsätze. Sechs ausgewählte Geschichten davon werden an Jom HaSchoah bei der Gedenkveranstaltung in der Westend-Synagoge von den Jugendlichen vorgelesen. Das wird nicht nur für sie selbst ein wichtiger und berührender Moment sein.
Aber auch die Fleißarbeit und Mühe der anderen Kinder werden angemessen gewürdigt. Mit ihrem Einverständnis sollen ihre Texte und Recherchen ins Heidelberger Zentralarchiv zur Erforschung der Geschichte der Juden in Deutschland aufgenommen werden. So funktioniert lebendige Geschichtsforschung.
Zum Abschluss des Projekts gehörte am Dienstag, 12. März, ein Besuch der Deutschen Nationalbibliothek, mit der die Lichtigfeld-Schule generell gut zusammenarbeitet. Beide 8. Klassen schauten sich mit ihren LehrerInnen neben der Dauerausstellung „Exil. Erfahrung und Zeugnis“ auch die temporäre Ausstellung über zwei exemplarische jüdische Schicksale aus dem Deutschland der Nazi-Zeit an. Dabei haben sich die Jugendlichen auch aktiv eingebracht und bei einem Workshop mitgemacht. Mit Spannung erwarten nun alle Beteiligten den 6. Mai in der Westend-Synagoge.