In der Nacht vor dem Auszug aus Ägypten sprach Mosche zum Volk Israel, das kurz davor stand, ein neues Leben in Freiheit zu beginnen. Anstatt motivierende Worte wie ein Trainer an seine Mannschaft zu richten, dachte Mosche an zukünftige Generationen – an uns heute. Sein wichtigstes Anliegen war es, dem Volk einzuprägen, sich an alles zu erinnern, um später den Kindern und Enkelkindern vom Auszug aus Ägypten erzählen zu können.
Wir sind heute die Zeitzeugen, jedoch nicht von freudigen Ereignissen in der jüdischen Geschichte. Hier in Frankfurt erleben wir, wenn auch anders als unsere Familien in Israel, die Ereignisse und deren Folgen des 7. Oktober 2023. In Israel sind bereits über hundert Bücher über diesen Tag geschrieben und veröffentlicht worden. Schreiben hat eine therapeutische Wirkung; es hilft den Zeitzeugen, ihre Trauer, Angst und Wut zu teilen und damit zu verarbeiten. So fühlt man sich nicht mehr allein mit seinen Gefühlen.
Wie viele Juden in Israel und der Diaspora wollten auch wir den Moment des 7. Oktober 2024 nutzen, um unsere Erlebnisse des vergangenen Jahres, unsere Emotionen und Hoffnungen für die Zukunft aufzuschreiben, in Bildern auszudrücken oder in Musik und Liedern festzuhalten.
Unter dem Motto „CHAI – Leben, Hoffnung, Blick nach vorne“ schrieben alle Schülerinnen und Schüler ihre Gedanken und Gefühle nieder. Einige berichteten im Anschluss, dass es ihnen anfangs schwergefallen sei, etwas zu Papier zu bringen, sie jedoch das Schreiben schließlich als befreiend empfanden. Die Schülerinnen und Schüler nahmen ihre Rolle als Zeitzeugen an diesem Tag sehr ernst, dabei sind sehr berührende Texte entstanden.
Wir sammeln alle Texte, Gedichte und Bilder, die am 7. Oktober 2024 entstanden sind, und binden daraus ein Sefer Sikaron, ein Buch des Gedenkens.
Fotos: IEL