Liebe Eltern, Schüler und Freunde der Lichtigfeld-Schule,
vor mehr als 40 Jahren begann ich als Lehrer zu arbeiten. Wäre ich noch an der gleichen Schule, hätte ich vermutlich nicht nur die Kinder, sondern sogar die Enkelkinder meiner ersten Schüler unterrichtet.
Vieles hat sich in der Zeit verändert. Lange habe ich im Deutschunterricht den Schülern beigebracht, wie man ein Telegramm, eine Postkarte oder einen persönlichen Brief verfasst. In Mathe musste ich noch die Mengenlehre unterrichten und das Fach Kunst hieß „Visuelle Kommunikation“ und beschäftigte sich mit Comics und Werbung.
Kopierer gab es in den Schulen nur für einzelne Kopien, Filme sah man über den VHS-Rekorder, Musik wurde von der Langspielplatte gespielt und Fotos wurden mit dem Epidiaskop oder über Dias gezeigt. An den Schulen gab es noch keine Kopierer und Arbeitsblätter mussten auf Matrizen geschrieben werden. Wenn man sich verschrieben hatte, konnte man nur Tesafilm drüber kleben oder neu anfangen. Beim Austeilen haben die Kinder dann als erstes an den Spiritusabzügen geschnüffelt.
Die Welt hat sich verändert und auch ich habe einige Stationen in meinem Berufsleben durchlebt, nicht nur an verschiedenen Schulen, sondern auch als Pädagogischer Mitarbeiter an der Universität.
Die wichtigste Zeit waren allerdings zweifelsfrei die 16 Jahre an der I. E. Lichtigfeld-Schule. Im täglichen Leben wird einem nur selten bewusst, dass dies eine ganz besondere Schule ist. Eine Schule mit einer einzigartigen Geschichte, die bis auf die Zeit der Frankfurter Judengasse zurückreicht. In ihr haben weltberühmte Pädagogen unterrichtet (was selbst Goethe im fernen Weimar interessierte), sie ist die älteste und größte jüdische Schule in Deutschland und war die erste jüdische Schule, die nach der Schoah wieder eröffnet wurde.
Es war mir eine Ehre und eine Freude in dieser großartigen Schule arbeiten zu dürfen.
Vom Schulelternbeirat konnte ich mich in der letzten Sitzung verabschieden, von den Schülern in einer sehr fröhlichen Feier und von dem Kollegium und der Gemeinde in einer sehr bewegenden und großartigen Feier.
Jetzt möchte ich mich bei allen Lesern des Newsletters bedanken und mich von Ihnen verabschieden.
Noch bin ich unter meiner alten Adresse (r.luwisch@jg-ffm.de) zu erreichen und freue mich über jede Mail.
Ihr
Rafael Luwisch